Freitag, 19. April 2024

Bonjour ...

... und herz­lich will­kom­men auf mei­ner Blog­sei­te! Was Dol­met­scher und Dol­met­scherin­nen be­schäftigt, kön­nen Sie hier seit 2007 mit­le­sen. Das neu­e Jahr nimmt Fahrt auf!

Dol­mets­chen bei Kon­gres­sen, für den Po­li­tik­be­trieb, auf De­le­ga­tions­rei­sen, bei ad­mi­nis­tra­ti­ven Vor­gängen, in der Kanz­lei oder im Kran­ken­haus, bei Werks­be­sich­ti­gun­gen und Hin­ter­grund­ge­sprä­chen — un­se­re Ein­sät­ze sind über­aus viel­fäl­tig.

Grüne Jalousien, grüne Vase, Garten mit Hortensien
Frühjahr
Da­bei über­tra­gen wir In­hal­te kon­se­ku­tiv (in Sprech­pau­sen hin­ein) oder si­mul­tan (na­he­zu zeit­gleich).

In den letz­ten Jah­ren sind wir im­mer öft­er auch online gefragt. Da diese Über­tra­gungs­art für alle an­stren­gen­der ist, klei­ne Mo­ni­tor­bil­der, ge­stauch­te und damit un­na­tür­liche Stim­men, Rau­schen oder Echos, sind die­se Ein­heiten meis­tens kür­zer als nor­ma­le Ein­sätze.

Zur Pla­nung Ihres Dol­metsch­be­darfs erreichen Sie uns be­quem per Mail an info@adazylla.de.

Es gibt keine Bü­ro­sprech­stun­den

Wir freu­en uns auf Ihre An­fra­ge!


Bit­te be­ach­ten: Krea­ti­ve Tex­te über­tra­ge ich selbst nur ins Deut­sche; an­de­re Spra­chen deckt un­ser Netz­werk ab. Do­ku­men­te be­ar­bei­ten Kol­le­gin und Kol­le­ge au­ßer­halb Ber­lins (im Post­ver­kehr).

Da wir nicht nur Spra­char­bei­terin­nen und Sprach­ar­beiter sind, son­dern auch Men­schen, die be­ob­ach­ten und Ihre Epo­che do­ku­men­tieren, fin­den Sie auf den fol­gen­den Sei­ten mein mit­un­ter sub­jek­tiv ge­präg­tes Ar­beits­ta­ge­buch.

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Foto: C.E.

Dienstag, 16. April 2024

Hybride Konferenz und physische Grenzen

Will­kom­men auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­met­sche­rin und -über­set­ze­rin mit Haupt­ar­beits­ort Ber­lin. Hier kön­nen Sie Ein­bli­cke in un­se­ren All­tag er­hal­ten, denn die Be­ru­fe Dol­met­sch­er und Über­set­zer / Dol­met­sche­rin­ und Über­set­ze­rin sind oft kaum be­kannt. Hier tra­ge ich ei­nen kur­zen Einb­lick zu mei­nem ges­tri­gen Ar­beits­tag nach.

Dol­met­schen bei ei­ner hybri­den Web­kon­fe­renz, die nicht an­ders mög­lich war: Die meis­ten Teil­neh­men­den sit­zen in West­afri­ka. Die­sen Ein­satz hät­te es ohne die neu­en Tech­no­lo­gi­en nicht ge­ge­ben.

— Guten Tag an alle! Wenn Sie eine Frage an die Redner:innen haben, melden Sie sich bitte bitte im Chat! — DER TON IST SEHR SCHLECHT GEWORDEN. —  Danke für den Hinweis, wir versuchen, das Problem zu beheben. Geht’s um den Ton der Übersetzung? — Der Ton ist noch immer von Störgeräuschen begleitet. — Der Ton der Übersetzung? — Ja, entzifferbar, aber mit Resonanzen.
"Ton mit Parasiten"
In der Re­gel ha­ben wir gu­ten bis sehr gu­ten Sound. Nur ei­n west­afri­ka­ni­scher Stand­ort klingt sehr holp­rig. Ei­ne Refe­ren­tin ver­lie­ren wir so­gar kurz, sie muss sich er­neut ein­log­gen. Mich hat­te da­vor schon stark frus­triert, dass der Ton stel­len­wei­se so schlecht war, dass ich mit mei­ner Ver­dol­met­schung Funk­lö­cher ge­ris­sen habe, durch die ich das Nach­fol­gen­de nicht ver­ste­hen konnt­e. Zunächst le­se ich noch eine Wei­le von den Lip­pen ab­, aber bald ist auch das Bild im Stac­ca­to-Modus.
Auch wenn das ziem­lich ge­nau je­des Mal so pas­siert, frus­triert es mich im­mer wie­der aufs Neue.

Die Ver­lo­re­ne geht er­neut on­line und macht die Ka­me­ra aus, um mehr Band­brei­te zu ha­ben. Auch ich las­se die Ka­me­ra aus und wech­se­le so­gar die Lei­tung. Wir ha­ben hier im Bü­ro ei­nen zwei­ten An­schluss. Aber an der "letz­ten Meile" lässt sich nichts än­dern. Im Haus sit­zen auch lie­be Men­schen, die in der Fern­seh­gra­fik ar­bei­ten, und zu Wo­chen­an­fang wird das Ar­beits­er­geb­nis vom Wo­chen­en­de hoch­ge­la­den.

Der Ton vom ei­nen Stand­ort bleibt schlecht, ein an­de­res Mal gibt es Echos. Ich bit­te die Zu­hö­ren­den um Ent­schul­di­gung und ver­su­che Zu­sam­men­fas­sun­gen in die je­wei­li­gen Atem­pau­sen hin­ein­zu­hau­chen. "Ton mit Pa­ra­si­ten", so oder so ähnlich le­sen sich dann schon mal die Kom­men­ta­re un­se­rer Teil­neh­mer:in­nen, also mit schlim­men Stör­ge­räu­schen.

Un­ser deut­sches Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz ist stel­len­wei­se schlech­ter als das von Schwel­len­län­dern. Und hier er­geht noch­mal ein be­son­de­rer Dank an den einstigen Bun­des­post­mi­nis­ter so­wie an die deut­schen Über­wa­chungs­be­hör­den, was Vor­teil­nah­me und mehr an­geht!

Da­bei hat­te al­les so gut be­gon­nen. Am 8. April 1981, al­so ziem­lich ge­nau vor 40 Jah­ren, nahm sich die da­ma­li­ge so­zi­al­li­be­ra­le Re­gie­rung un­ter Hel­mut Schmidt den Aus­bau des Glas­fa­ser­net­zes vor. Bis 2015 soll­te je­des Haus an­ge­schlos­sen sein.

Doch dann kam eine ers­te "Wende", wur­de das Pro­jekt von Hel­mut Kohls Ka­bi­nett ge­stoppt. Es ka­men Kup­fer­ka­bel in die Böden, zahl­rei­chen War­nun­gen zum Trotz. Heu­te liegt Deutsch­land mit 9 % Glas­fa­ser­ab­de­ckung lä­cher­lich weit hin­ter dem EU-Durch­schnitt von 56 %. Ist es ein Zu­fall, dass es in der Fa­mi­lie des da­ma­li­gen Post­mi­nis­ters ein Kup­fer­un­ter­neh­men gab, das sich auch sonst durch klei­ne oder mit­tel­gro­ße "Bömb­chen" aus­ge­zeich­net hat?

Da­mals war ein bö­ser Witz in al­ler Mun­de: Was macht Schwarz-Schil­ling, wenn er mor­gens ins Bü­ro kommt, als al­ler­erstes? — Er er­le­digt die Post.

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Archiv­bild: C.E. (mit dem Cur­sor aufs Bild ge­hen für die Über­set­zung)
Quelle:
EU-Kom­mis­si­on: 2030 Di­gi­tal De­cade An­nex, 2023

Montag, 15. April 2024

Montagsschreibtisch (38)

Die Kopf­hö­rer war­ten auf den nächs­ten Ein­satz
Gu­ten Tag oder gu­ten Abend! Sie sind mit­ten in ein Ar­beits­ta­ge­buch hinein­ge­ra­ten, in dem sich al­les um Spra­che, Dol­met­schen, Über­setzen und Kult­uren dreht. Als frei­be­ruf­li­che Sprach­mitt­lerin ar­bei­te ich in Pa­ris, Ber­lin, Mar­seil­le und dort, wo man mich braucht. Heute folgt wieder der Mon­tags­schreib­tisch.

Was liegt auf der Plat­te mei­nes Sek­re­tärs?

⊗ Kos­ten­vor­an­schlä­ge
⊗ Film­sich­tungen (für ein Fes­ti­val)
⊗ Kor­rek­to­rat: Do­ku­men­tar­fil­mex­po­sé
⊗ Ter­mi­ne ein­tra­gen für den Herbst

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Foto:
C.E. (Archiv)

Sonntag, 14. April 2024

Festivalmoderation (1)

Zu­fäl­lig oder ge­plant, sind Sie hier auf Sei­ten ei­nes di­gi­ta­len Ta­ge­buchs aus der Ar­beits­welt ge­lan­det. Was Dol­met­scher und Über­set­zer ma­chen, be­schäf­tigt mich hier. (Ich neh­me heu­te für die Auf­find­bar­keit im Netz den männ­li­chen Ober­be­griff, ob­wohl die meis­ten von uns Frau­en sind.) Als Mo­de­ra­to­rin und, bei Be­darf, Dol­met­sche­rin, muss ich mir manch­mal et­was ein­fal­len las­sen.

"Kin­der und Tie­re am Set sind ein Pro­blem, denn sie ste­hlen Pro­fis die Show!"
So oder so ähn­lich lau­tet ein Sprich­wort aus Hol­ly­wood. 

Kind mit Zeichnung, dahinter zwei Frauen mit Mikrofonen
Huch, wo ist plötz­lich der Stift hin?
Der Kopf rat­tert, Du stehst auf ei­ner Ber­li­ner Fes­ti­val­büh­ne und weißt: Gleich kommt ein sehr sü­ßer, jun­ger Mann nach vor­ne, der in ei­nem Film mit­ge­wirkt hat, der heu­te Berli­ner Fes­ti­val­pre­­mie­re fei­ert.

Die Ge­dan­ken ge­hen wei­ter: Du wirst als Mo­de­ra­to­rin und Dol­met­sche­rin al­le an­de­ren Gäste 'über­se­hen' und Dir mög­li­cher­wei­se mit Stra­te­gien die Ober­hand zu­rück­er­obern müs­sen.

In der ers­ten Run­de, den Dank­sa­gun­gen auf der Büh­ne, ha­be ich Hol­ly­wood zi­tiert und der jun­ge Mann hat­te sei­ne Show. Spä­ter sa­ßen wir im ova­len Raum über der Hal­le und ha­ben über den Film ge­spro­chen. Der Film­nach­wuchs lud sich selbst mit aufs So­fa ein. Und schwups!, be­kam er mei­nen No­tiz­block und Stift an­ge­bo­ten und durf­te 'ar­bei­ten'. Ein sehr schö­nes Bild hat er mir ge­malt. Mer­ci beau­coup, Lu­po !

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Foto: C.E.

Samstag, 13. April 2024

Oma, was war nochmal ...

Will­kom­men auf der Sei­te ei­ner Fran­zö­sisch­dol­met­sche­rin und -über­set­ze­rin mit Haupt­ar­beits­ort Ber­lin. Hier kön­nen Sie Ein­bli­cke in den All­tag der Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen er­hal­ten. Am Sams­tag brin­ge ich hier ger­ne mei­nen "Lieb­link" der Wo­che.

Die­ses Pro­dukt von Film­ge­stal­tung mit KI hat mich be­rührt. Der Kurz­film "Oma, was war noch­mal die­ses Deutsch­land?" bringt auf den Punkt, was vie­le derzeit be­fürch­ten. Doch ist er viel­leicht et­was zu ästhe­tisch, um die Men­schen wirk­lich zu er­rei­chen.

 

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Film: An­dre­as O. Loff, Beh­zad Ka­rim Kha­ni, Chris­tian Suhr

Freitag, 12. April 2024

Mixed mood

Bon­jour, hier bloggt ei­ne Lin­gu­istin. Ich ar­bei­te mit Deutsch (Mut­ter­spra­che), Franz­ö­sisch und Eng­lisch. In die Spra­che Shakes­peares über­setzt die Bü­ro­kol­le­gen, al­so ge­schrie­be­ne Tex­te, denn Über­set­zen ist Hand­werk, Dol­met­schen ist Mund­werk. Doch es gibt Über­schnei­dun­gen. Ein ty­pi­scher Frei­tag: zwei Kos­ten­vor­an­schlä­ge, Kon­gress­vor­be­rei­tung, Haus­halt und ein we­nig Früh­jahrs­blues bei die­sem zu frü­hen Som­mer­wet­ter.

Auch nach über 20 Be­rufs­jah­ren gibt es im­mer noch Neu­es. Der­zeit kämp­fe ich mit ei­nem wack­li­gen E-Mail-Pro­gramm, ver­lo­ren­ge­gan­ge­nen Nach­rich­ten und Rech­nun­gen, und ich pla­ne da­bei pa­ral­lel die nächs­ten Ein­sät­ze. Was ich nach dem Neu­start mei­nes Mail­pro­gram­mes als ers­tes im Post­fach fand, war die Wer­bung ei­nes On­line-Bil­dungs­an­bie­ters, der mit dem Slo­gan wirbt "Wer­de je­den Tag ein biss­chen klü­ger", wei­ter geht's mit dem Son­der­an­ge­bot des heu­ti­gen Ta­ges: "Der Um­gang mit schwie­ri­gen Men­schen".

Da­bei sol­le ich ler­nen, heißt es, Men­schen zu ka­te­go­ri­sie­ren, um "auf al­les vor­be­rei­tet zu sein, ru­hig zu blei­ben und bei je­der In­ter­ak­ti­on das ge­wünsch­te Er­geb­nis zu er­zie­len". Nun, meis­tens kann ich das eini­ger­ma­ßen gut.

Und aus Wei­ter­ler­nen be­steht mein Be­ruf. Das lenkt mich ab von der öko­no­misch an­spruchs­vol­len La­ge. Na­tür­lich mer­ken wir Dol­met­scher:in­nen auch, was ge­schieht: im Ja­nu­ar strei­ken­de Bau­ern in Frank­reich und Deutsch­land, wes­halb Hin­ter­grund­ge­sprä­che am Ran­de der Grü­nen Wo­che auf di­ver­sen Ebenen ent­fal­len sind, ein Bun­des­haus­halt, der erst An­fang Fe­bru­ar recht­sgül­tig wurde, eine in­zwi­schen fast kom­plett an­gli­fi­zier­te Ber­linale und ei­ne von der Bou­le­vard­pres­se an­ge­feu­er­te Hys­te­rie­kri­se in Wirt­schaft, Stamm­tisch und Opposition, die die ak­tu­el­le Struk­tur­kri­se, Pro­dukt der letz­ten Jahr­zehn­te, als von je­nen aus­ge­löst dar­stel­len, die jetzt mit den Mul­ti­kri­sen zu kämp­fen haben.

Ant­wor­ten auf die vie­len Pro­ble­me fin­den sich nicht über Nacht. Sie las­sen sich schon gar nicht al­lei­ne fin­den. Doch die Lis­te ist lang: Ener­gie­ab­hän­gig­keit von ei­nem Put­ler samt Fol­gen, Bio­di­ver­si­täts­kri­se, Kli­ma­kri­se, Res­sour­cen­kri­se, Bil­dungs­kri­se, Wohn­ungs­kri­se, ei­ne ma­ro­de deut­sche Bahn, Er­näh­rungs­kri­se (im­mer we­ni­ger Men­schen kön­nen ko­chen), Fach­kräf­te­man­gel und, zu we­ni­g be­nann­t, der Mi­kro­plas­tik­müll über­all, so­gar in der Atem­luft und der Na­belschnur von Neu­ge­bo­re­nen, die Kri­se der Pfle­ge- und Ge­sund­heits­ein­rich­tun­gen und zu ex­plo­dier­en­de Zu­nah­me von Krebs­er­kran­kun­gen, be­son­ders auch bei Jün­ge­ren. (EDIT: Link zum Fo­cus-Ar­ti­kel da­zu vom Sonn­tag, dem 14.4.24: klick!)

Jetzt su­che ich schön seit über ei­ner Stun­de nach ei­ner io­ni­schen Bre­chung, ei­nem wit­zi­gen Ab­bin­der, ei­ner net­ten Vol­te zum Aus­stieg aus die­sem Blo­gein­trag, aber mein Ge­hirn ist wie ge­lähmt. Beim Nach­den­ken ha­be ich die Pflan­zen ge­gos­sen, die Ein­käu­fe ein­ge­räumt, ei­ne Spül­ma­schi­ne und eine Wasch­ma­schi­ne an­ge­wor­fen, ein aus der Werk­statt ge­lie­fer­tes Bild auf­ge­hängt und die Woll­sa­chen ein­ge­mot­tet.

Un­ser Hof­gar­ten im März 2022

Viel­leicht ist das die Lö­sung: Co­coo­ning im Wech­sel mit Ak­tiv­sein, es sich und den liebs­ten Mit­mensch­en schön zu ma­chen um Kraft zu tan­ken für die Kämp­fe da drau­ßen. Das ist ganz si­cher ein Teil der Lö­sung. 

Und zu er­ken­nen, dass es nicht reicht, wenn wir uns al­le im Klei­nen die Mühe ge­ben, im­mer wie­der et­was rich­tig zu ma­chen, wenn wir Plas­tik­tü­te durch Ein­kaufts­ta­schen er­set­zen, un­ver­packt auf dem Markt oder viel­leicht so­gar im Un­ver­packt­la­den ein­kaufen, das Au­to ste­hen­las­sen und die Bahn neh­men. Auf hö­he­rer Ebe­ne muss das Ru­der rum­ge­riss­en wer­den. Und in viel­en Län­dern tritt Per­so­nal an, mit dem das nicht zu ma­chen ist. Schon wie­der ein ne­ga­ti­ves Echo in mei­nen Ge­dan­ken!

Ich geh jetzt mal et­was Kom­pos­terde ver­tei­len, hier der Link zum Kom­post­wi­ki, und die Viel­falt der Natur be­wun­dern, dann lerne ich wei­ter zum Thema Agro­forst­wirt­schaft (und gleich noch ein Link: Fraun­ho­fer-In­sti­tut). 

Was da pas­siert, ist eben­so wun­der­bar wie hoff­nungs­voll.

Es gibt tau­send­fach mehr Lö­sungs­an­sät­ze als Pro­ble­me. Da ist er ja, mein op­ti­mis­ti­scher Schluss­satz! Ärmel hoch­krem­peln!

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Foto: C.E.
(Ar­chiv)

Donnerstag, 11. April 2024

Interkulturelle Kommunikation

Sie le­sen hier in ei­nem Blog aus der Ar­beits­welt, ge­nau­er: aus dem All­tag ei­ner Dol­met­sche­rin. Mei­ne Mut­ter­spra­che ist Deutsch, ich ar­bei­te über­wie­gend mit Fran­zö­si­sch und Eng­lisch, die Bü­ro­kol­le­gin über­setzt in die eng­li­sche Spra­che. Heu­te geht es wei­ter mit Hin­ter­grund zu un­se­rem Be­ruf, von dort aus wir­ken wir, buch­stäb­lich.

Fahnen (D, F), Stühle, Konferenztisch, Mikro
Hintergrund
An ei­nem Nach­mit­tag die­ser Wo­che in Ber­lin: Deut­sche und Fran­zo­sen sit­zen um einen Tisch he­rum, es geht um ein ge­mein­sa­mes Ziel. Es wird nach­ge­dacht, ver­han­delt, sor­tiert. Die Fran­zo­sen ver­fü­gen in ei­nem zen­tra­len The­ma über mehr Hin­ter­grund­wis­sen und über Da­ten.
Die deut­sche Sei­te fragt durch die Blu­me nach. Sehr durch die Blu­me.

Dann ha­ben wir eine Pau­se. Es wer­den Da­ten und Do­ku­men­te gemailt und Hin­ter­grund­ge­sprä­che ge­führt. An­schlie­ßend fragt die deut­sche Seite er­neut nach, denn die­ses Hin­ter­grund­wis­sen ist im­mer noch nicht mit al­len ge­teilt wor­den (wa­rum auch im­mer). Die Nach­fra­ge fällt wie­der sehr höf­lich aus.

Al­ler­dings war das zu höflich. Die Mes­sa­ge ist nicht an­ge­kom­men. Die Deut­schen sind lang­sam ein we­nig en­er­viert. Je­mand muss ih­nen ge­sagt ha­ben, dass man bei Fran­zo­sen nicht mit der Tür ins Haus fal­len soll. Ich ken­ne die Fran­zo­sen und er­mu­ti­ge ei­ne deut­sche Teil­neh­me­rin in der Mit­tags­pau­se, die Sa­che et­was di­rek­ter an­zu­spre­chen.

Al­ler­dings geht sie auf mei­nen Vor­schlag nicht ein. Die De­bat­te ei­ert wei­ter­hin um die kon­kre­te Fehl­stel­le: Nicht al­le ver­fü­gen über das glei­che Hin­ter­grund­wis­sen. Lang­sam nervt's mich. Es schleicht sich hier ein ge­rei­zter Un­ter­ton ein, dort Über­ra­schung. Das ist nicht schön zu dol­met­schen.

In der nächs­ten Pau­se tref­fen die Kol­le­gin und ich zu­fäl­lig an je­nem Ort die Lei­te­rin der fran­zö­si­schen De­le­ga­ti­on, wo die männ­li­chen Mit­glie­der bei­der De­le­ga­tio­nen nicht hin­kom­men. Wir ha­ben schon oft für sie ge­ar­bei­tet. Beim Hände­wa­schen re­den wir un­ter Frau­en Tache­les, al­ler­dings nur in der kon­junk­ti­vi­schen Fra­ge­form (al­so al­les an­de­re als di­rekt). Sie: "Ach so, jetzt ver­ste­he ich! Dan­ke, dass Sie das so di­rekt an­ge­spro­chen ha­ben."

Sie ver­lässt ei­lig den Wasch­raum, geht an ih­ren Com­pu­ter, dann in den Neben­raum, wo Kaf­fee, Tee und Ku­chen ge­reicht wer­den. We­nig spä­ter se­he ich ein ers­tes er­leich­ter­tes Ge­sicht auf deut­scher Sei­te, dann macht sich dort hei­te­re Stim­mung breit. Und weil wir Dol­met­sche­rin­nen so­was an­geb­lich nicht tun (dür­fen), ha­be ich hier auch Ort, Zeit und Han­deln­de ein we­nig ver­frem­det. Sonst stimmt al­les.

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Foto: C.E.

Mittwoch, 10. April 2024

Technikübersetzung

Hel­lo, bon­jour, gu­ten Tag! Wie Dol­met­scher und Dol­met­sche­rin­nen ar­bei­ten und le­ben, be­schrei­be ich hier seit 2007. Dol­met­schen, münd­lich, und die schrif­tli­che Ent­spre­chung, das Über­set­zen, sind Be­ru­fe, von de­nen die All­ge­mein­heit nicht viel weiß. Das möch­te die­ser Blog än­dern.

An­fra­ge von heu­te: nicht rea­li­sier­bar. In der Mail­box liegt eine el­len­lan­ge drei­spra­chi­ge Ex­cel­da­tei mit Be­grif­fen oh­ne je­g­li­chen Kon­text. Das schlimms­te aber: sie ist al­pha­be­tisch sor­tiert und gibt tech­ni­sche Ab­läu­fe wie­der.

Als ob Matisse einen Nürnberger Trichter gemalt hätte (laut KI)
Mensch vs. Maschine
Ich wurde ge­be­ten, Kor­rek­tur zu le­sen, denn der "Aus­wurf" die­ser Ta­bel­le hat in der "Über­set­zung" (die eine ÜbeLsetzung ist) eine ver­meint­li­che deut­sche Ver­sion er­ge­ben, die von einem deut­schen In­ge­nieur zu­rück­ge­wie­sen wurde. Kein Wun­der, es sind Sät­ze, die en­g­li­scher Gram­ma­tik und Wort­wahl fol­gen.

Die be­frag­te Kun­din: "Wir ha­ben es mit ChatGPT ver­sucht und mit DeepL, aber es sind zu viele Feh­ler und Mehr­deu­tig­kei­ten drin. Es liegt an den Fach­be­grif­fen."

Nun ja. Die Über­set­zung kom­ple­xer Tex­te, die zu­nächst ver­stan­den wer­den müs­sen, ist mensch­li­ches Hand­werk, denn im Wort "ver­ste­hen" ist ja be­kannt­lich das Wort "Ver­stand" - und über ei­nen sol­chen ver­fü­gen kal­te Ma­schi­nen nicht, de­ren "Denk­pro­zes­se" aus "Strom an/Strom aus" be­ste­hen.

Ich konn­te die Da­me an ei­ne Tech­ni­küber­set­ze­rin der ge­wünsch­ten Fach­rich­tung ver­mit­teln, bei der das Er­geb­nis am En­de stim­men wird.

Eine an­de­re Kol­le­gin, die un­ter an­de­rem im Be­reich schie­nen­ge­bun­de­ne Verkehre über­setzt und dol­metscht, nimmt üb­ri­gens im­mer wie­der an Tech­nik­schu­lun­gen teil und hat ei­ne War­tungs­li­zenz für Gü­ter­wa­gen (Br1 bis Br3), hier geht's zu Trains­la­tor: klick. Neu­lich ist bei Freun­den ei­ne Pro­duk­ti­ons­as­sis­ten­tin aus­ge­fal­len und ich durf­te dann kurz ein­sprin­gen.

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Il­lus­tra­ti­on:
Dall:e