Donnerstag, 15. September 2016

Ehrenamt

Bon­jour, hello, guten Tag! Hier bloggt ei­ne Fran­zö­sisch­dol­met­sche­rin und -über­set­ze­rin. (Ich übersetze auch aus dem Englischen.) Acht Jahre habe ich an der Univer­sität unter­richtet und als Sprach­ar­beiterin bin ich Lernprofi. Daher gebe ich manchmal auch Se­mi­nare. Gelernt habe ich das ganz offiziell einem Di­dak­ti­kum.

Mein liebstes Ehrenamt: Oberschülern aus der Migration Lerntipps geben. Es sind dieses Mal 18 junge Frauen und ein junger Mann, die Sprach-Leistungskurse ge­wählt haben und die sich für die Lernwerkstatt angemeldet haben. Bis auf zwei kommen die Eltern dieser Schüler aus den verschiedensten Ländern. Die meisten haben niemanden oder fast niemanden, um Hinweise und Anregungen fürs Lernen zu bekommen.

Erstmal unterhalten wir uns. Ich erfahre, was ich schon wusste, höre aber jedes Mal aufs Neue zu und frage nach. Beengte Lernverhältnisse, Haushaltspflichten, Ärger mit den Brüdern, der sozialen Kontrolle.

Dann wollen sie wissen, wie ich Dolmetscherin geworden bin. Diesen Teil halte ich kurz, aber das Wesentliche muss rein: Bildungs- und Lernoptimismus, Ta­schen­bü­cher, akustische Medien und Reisen. Das Erste ist eine Haltung, die sich trainieren lässt. Das Taschenbuch heißt Taschenbuch, weil es immer dabei ist und schnell auch wieder in der Tasche verschwinden kann nach dem häufigen Hervorholen. Akus­ti­sche Medien, ich lerne stark über den Hörkanal, lassen sich auch überall hin mitnehmen und sogar beim Ge­schwis­terhüten einsetzen. Und Reisen ist ein Pri­vi­leg, das nicht alle haben. Aber nach dem Abi sind viele meiner Generation als Au Pair ins Ausland gegangen. Das geht auch heute noch.

Sommerseminar
Dann machen wir einen Test. Es geht um die Be­wusst­wer­dung der Sinneskanäle. Jeder von uns lernt anders, und so­gar die eigenen Präferenzen können sich je nach Fach, Jahreszeit oder Alter ändern. Ich bitte sie, jetzt ihre besten Lerntipps unter dem Aspekt "Sinneskanäle" zu über­den­ken.

Wir finden gute Lösungen.

Wir notieren Stichworte, ordnen sie an, setzen sie miteinander in Verbindung. Ich teile meine Über­sichts­dar­stel­lung aus und rege die Teilnehmenden an, ihre Er­gän­zun­gen einzubringen. Was sie fleißig tun.

Im Grunde muss ich meine Tipps und Tricks längst mal in Form von Karteikarten oder fiches oder einer Art "Wissensspeicher" Lerntipps veröffentlichen, wie Kom­pen­dien in der DDR hießen. Mal sehen, vielleicht findet sich ein Illustrator oder eine Il­lus­tra­to­rin und ein Vertriebsweg für die Bildungseinrichtungen.

Nach einem solchen Einsatz schwebe ich nach Hause. Bildungspatin sein zu dürfen ist schön. Es ist mir jedes Mal eine Ehre!

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Foto: Danke an Fridolin Lützelschwab

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